HORROR IN DER TIEFGARAGE!


Fragt mich nicht warum. Aber merkwürdige Dinge passieren mir oft auf dem Weg zum Auto.

Ich hatte ein paar Tage Urlaub – gestern der letzte Tag. Und wie das so ist, lässt man die Seele baumeln wenn man frei hat. Leider schlagen dann die durch Stress bedingten Beschwerden ganz besonders hart zu. Und so begab es sich, dass ich fürchterliches Sodbrennen und Magenkrämpfe hatte.

Kein Problem. Hätte ich noch meine Pillen gehabt. Aber die letzten Vorräte hatte ich bereits in der Nacht zuvor gegessen. Danach war auch erst mal gut. Bis es Mittwoch Nachmittag wieder losging und sich bis zum Abend echt hochgeschaukelt hatte. Und was ist Mittwochs? Der „das Gesundheitswesen macht Frei“ Tag.

Also erprobte ich zunächst die männliche Masche: Alles halb so wild. Das mit der zerfressenen Speiseröhre und dem verätzten Mageneingang muss ein echter Mann aushalten. Abgelenkt habe ich mich mit „the walking dead“. Prima Plan, wie sich herausstellen sollte.

Um 21 Uhr habe ich mich ins Bett gelegt und bin sogleich eingeratzt. Und wurde unverzüglich von meinen Magensäften geweckt. Die Tage zuvor hatte ich nämlich auch schon nicht wegen des Mists gepennt. Trotz Pillen. Vielen Dank auch. Ich sah schon wieder eine schlaflose Nacht vor mir, und einen Arbeitstag im Zombiemodus. Da hatte ich keinen Bock drauf.

Also schnell ne Hose übergestreift, ins zerlumpte Sacko geworfen, aus versehen zwei verschiedene Schuhe angezogen und total verpeilt in die Außenwelt. Mission: Milch und Bullrichsalz. Beides prima Hausmittelchen um dem Brennen Herr zu werden. Und im Supermarkt erhältlich.

Langsam tastete ich mich in den unbeleuchteten Hinterhof. Verdammt, warum ist der unbeleuchtet? Achja. Ist ja alles im Arsch hier. Also weiter.

Von der Finsternis des Hofs setzte sich der tiefschwarze Schlund der Tiefgarage nur unbedeutend ab. Aber ich kannte den Weg ja auswendig. Dachte ich. Langsam setzte ich einen Fuß vor den Anderen. Ich selbst schlurfte halb wie ein Klischeeuntoter die Rampe hinab. Als ich das Tor passierte und von der Schwärze der Nacht verschluckt wurde, wusste ich plötzlich wie es in Dieter Bohlens Seele aussehen musste. Für einen Moment musste ich aufgrund dieses genialen Einfalls grinsen.

Plötzlich das unvermeidliche Geräusch aus der Dunkelheit. Ach du grüne Neune. Was ist denn das? Handy gezückt. Mit dem Display Licht gemacht. Schatten gesehen. Licht wieder aus. Dann lieber die Ungewissheit als komische Schatten und Reflektionen an Stellen die meiner Erinnerung nach gar nicht reflektieren dürften. Schlüssel. Wo ist der Schlüssel? Ach. In meiner Hand. Stimmt ja.

Ich gehe schneller. Nach wie vor ohne Sicht. Renne gegen etwas hartes. Falle auf den Arsch. Stehe auf. Es ist das Auto. Türklinke finden. Aufschließen. Scheiße. Und der Schlüssel fällt mir aus der Hand. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich öffne die Autotür, damit ich Licht zum Suchen habe. Moment. Die Autotür? Achja. Ich schließe den Phiat ja nie ab. Naja. Trottel.

Schlüssel geschnappt. Phiat geentert. Tür zu. Wieder Dunkelheit. Und dann der größte Horror. Ist da was auf der Rückbank? Check the backseat. Ich trau mich nicht. Schmeiß den Wagen an. Fernlicht. Quietschende Reifen. Alter Verwalter. Wäre da was gewesen, es hätte sich prächtig amüsiert beim beobachten seiner Beute.

Auf dem Rückweg habe ich die Karre zwei Straßen weiter unter einer Laterne geparkt und bin zurück zum Haus gejoggt. Ich wollte nicht das Risiko eingehen und die gerade mühsam eroberten Vorräte an die Zombies in meiner Garage verlieren. Ich bin dann glücklich rülpsend dank Bullrichsalz und Milch bei eingeschaltetem Leselicht eingeschlafen. Happy End.

Schlaraffileaks


In letzter Zeit häufen sich die Meldungen über Kannibalismus. Alleine diese Woche zwei die es in die Onlineausgabe der „Welt“ geschafft haben. Klar, die Springer Mediengruppe will uns weiß machen, dass es sich dabei um „schockierende Einzelfälle“ handelt. Jedoch sollte man auch das Jahr bedenken in dem wir uns befinden.

2012

Da soll ja angeblich die Welt untergehen. Hoffen wir mal das damit das Käseblatt gemeint ist und nicht unsere Zivilisation samt Aufenthaltsort.

Als Zombifilmfan und Paranoiker ziehe ich natürlich ganz andere Schlüsse aus den Meldungen. Das sind die ersten Anzeichen einer Zombieapokalypse!

HIV positive Frau beisst Kollegen die Lippe ab.

Die wahre Geschichte:

Zunächst stand Deloris apathisch auf einem Fleck. In den Händen ein Tablett. Morgens musste sie sich schon aus dem Bett quälen. Es ging ihr dreckig – nur deswegen nicht zur Arbeit gehen? Sie brauchte den Job. Also ging sie.

Doch nun war alles wie weggeblasen. Ersetzt durch ein einziges Gefühl. Hunger! Ein nagender Hunger. Die Welt um sie dumpf und … Halt! Da lag etwas in der Luft. Ein schmackhafter Duft.

Herbert betrat den Raum und sah dort seine dunkelhäutige Kollegin stehen. Sogleich blaffte er sie an, dass sie mal zusehen solle und nicht fürs Herumstehen bezahlt würde. Dabei bemerkte er nicht ihren trüben Blick. Er war nicht der Mann der Untergebenen in die Augen schaute. Das war Zeitverschwendung.

Der aus dem Mund triefende Speichel hingegen verdutze ihn schon. Darum fragte er dann auch mit etwas ruhigerem Ton ob alles Okay sei. Das war es natürlich nicht. In Sekundenbruchteilen ließ die Küchenfee das Tablett fallen und machte sich an das schmackhafte Häppchen was da mit ihr sprach. Leider kam dieses ins Straucheln und fiel zu Boden, woraufhin die untote Küchenhilfe mal einen Bissen probierte.

Eine Zeugin verständigte die Polizei. Als diese eintraf waren Deloris und Herbert mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel dumm durch den Raum wandern. Sie hatten beide noch marginales wissen. Etwa hätten sie noch ihre Unterschriften geben können wenn die Feinmotorik nicht dahin gewesen wäre. Automatismen beherrschten sie also noch. So probierten sie die Türen aus um herauszukommen. Denn hinter diesen vernahmen sie die Lebenszeichen potenzieller Mahlzeiten. Doch das Klinkenputzen brachte keinen Erfolg. Die Zeugin hatte alle Ausgänge verbarrikadiert. Was folgte war weniger schön für die zwei:

Beide wurden nach dem Eintreffen einer „Sondereinheit“ noch an Ort und Stelle durch Kopfschüsse hingerichtet um eine Epidemie zu verhindern.

Zu guter Letzt wurde ein Pseudoprozess nach bester Verschwörungsmentalität – natürlich mit Schauspielern – abgehalten um die Öffentlichkeit einzulullen. Was funktionierte. Springer sei dank.

Nackter Kannibale isst Gesicht seines Opfers.

Aha. „Nackter Kannibale“. Auch hier hat es ein Zombieangriff in die „Welt“ geschafft.

Doch rollen wir auch diesen Fall auf und sehen ihn uns genauer an. Kokainrausch? Gut möglich. Auf Drogen macht man so manchen Schmarren. Aber glauben wir das wirklich? Natürlich nicht.

Der letzte Tag. Eine Rekonstruktion:

Gordon Shumway kommt gerade von einer Geschäftsreise. Er fühlt sich schon seit dem Abflug in München nicht besonders gut. Und darum freut er sich umso mehr auf seinen Lebensgefährten Alex. Seine süßen Augen und zarten Lippen würden ihn nach dem anstrengenden Meeting wieder auf die Beine helfen. Und so war es auch. Sein Freund Alex kümmerte sich die ganze Nacht sehr „aufopferungsvoll“ um Gordon. Nach dem Liebesspiel schliefen beide nackt ein. Nur einer wachte auf. Und zwar Alex. Bei Gordon davon zu sprechen das er aufwachte wäre – hmm – nicht ganz korrekt. Man müsste eher sagen er „erwachte“.

Als Gordon eben jenes tat sah er Alex geradewegs an. Und seine Gefühle waren fast wie vor seiner Wandlung. Die süßen Augen und zarten Lippen seines Freundes weckten wieder Begierde in ihm. Unstillbare Begierde. Gordon – jetzt untot – viel in einer an Wahnsinn grenzender Gier über Alex her, welcher ihn zunächst abwehrte.

Alex sprang auf und rannte – nackt wie er war – durch die geöffnete Verandatür. Gordon ihm auf den Fersen. Nach einigen Metern trat Alex in eine Scherbe. Das machte ihn langsam. Und chancenlos. Wie durch ein Wunder überstand er 100 weitere Meter bis Gordon seine Zähne tief in sein Gesicht stieß. Die Lippen und die Augen waren das beste. Er genoss Alex und spürte gar nicht die Projektile die in seinen Körper eindrangen. Und erst der letzte Schuss, direkt in seinen Kopf, beendete sein treiben.

Zja. Alex hatte es nicht so leicht. Sein Gesicht verloren. Genau wie sein Augenlicht. Doch sein Leid sollte nicht lange dauern. Kurz nachdem er seinen letzten Atemzug tat gebar der Erreger in seinem Blut neues Leben welches einen ebenso starken drang nach menschlicher Nähe verursachte wie bei Gordon. Nur hatte Alex ein Problem. Sein neues Leben würde er als Versuchszombie in einer streng geheimen Forschungseinrichtung in den Bergen Kaliforniens verbringen. Was die Presse meldete variierte natürlich nur geringfügig.

RUF MAL EINER STOPP


Donnerstag. 17/00 Uhr.

Heieieiei. Was soll ich mir nur anziehen? Normalerweise mache ich mir über so was kaum Gedanken. Ich ziehe einfach an was da ist. Was auch die teilweise recht wunderlichen Farbzusammenstellungen erklärt. Aber nun ist es etwas anderes.

Ziehe ich nun das grüne T-Shirt an? Oder das feuerrote mit dem Emsland Schriftzug? Oder doch das schwarze mit dem Totenschädel?

Das Problem ist, dass man nicht weiß was man nun aussagen will. Letzten Endes habe ich mich für ein lilanes T-Schirt entschieden. Das sagt eher wenig aus. Ja, ja. Wie war das mit der sexuellen Erfüllung und der Farbe Lila? Ist mir egal. Ich besuche unsere Kanzlerin. Die Merkel macht fleißig Wahlkampf in NRW. Unter anderem auch auf dem Neheimer Marktplatz. Und da ich nur wenige Meter von eben jenem entfernt wohne, muss ich da wohl vorbeischauen. Da geht einem als aller letztes der Gedanke nach sexueller Erfüllung durch den Kopf.

18/00 Uhr

Da stehe ich nun mit einer Freundin. Noch ist viel Platz. Nah kommen wir der Bühne aber nicht. Ein Bereich von knappen 100×100 Metern ist für VIPs reserviert. Das bedeutet Parteimitglieder aus Arnsberg und Umgebung. Die dürfen sogar sitzen. Wenn ich mir die so anschaue könnten die meisten auch gar nicht mehr lange stehen. Eine kleines Meer aus mint, ocker, beige und kaki breitet sich vor mir aus. Wie Schaumkronen auf den Wellen das silberne Haar. Beinahe beruhigend dieser Anblick. Keine hektischen Bewegungen, höchstens ein sanftes Wogen wenn sich langsam einer der scheintoten Kreaturen rührt. Jäh werde ich aus meiner Meditation gerissen als der Rötgen das Wort ergreift. Vorher hatten unbedeutende Kommunalpolitiker was von sozialer Gerechtigkeit geschwatzt – und vom Autobahnbau. Aber so richtig hörte ich ja wie gesagt nicht zu.

Leider mache ich diesen Fehler beim Röttgen. Puuuuhh. Populistischer ging es ja gar nicht. Eine eine kaum abgeschmeckte Mischung aus Parolen der Linken, der Grünen, der FDP und der SPD zusammen mit einigen altbackenen Bemerkungen um die Stammwählerschaft nicht tot von der Schützenfestgarnitur kippen zu lassen. Eine eierlegende Wollmilchsau will die CDU sein. Ich würde gerne mal klare Beispiele nennen. Nur hat sich der Herr auch nie klar ausgedrückt. In seiner kleinen Hasspredigt ging es dann auch ans eingemachte. Denn wo er konkret wurde, war bei Verunglimpfungen den anderen Parteien gegenüber. Trottel ist da noch gnädig. Er betonte auch sehr häufig, dass für jeden guten Deutschen die Grünen und die SPD nicht wählbar sind, weil sie anscheinend etwas gegen unsere Verfassung haben.

Zwischendurch spielt dann auch noch eine Blaskapelle. Zunächst zünftige Märsche. Aber mich haben sie zu dem Zeitpunkt als Fan gewonnen, als sie das Thema vom A-Team spielen. Und zwar komplett! Leider nicht als die Merkel in die Manege – äähhh auf die Bühne – marschiert.

Wo wir gerade bei der sind. Inhaltlich dem Röttgen ähnlich. Als sie jedoch auf das Thema Verschuldung zu sprechen kommt verschlägt es mir den Atem. Anders als ihr Vorredner sagt sie sinngemäß, dass ja wohl nicht nur eine Partei für die hohe Staatsverschuldung verantwortlich sei und sich alle mal an die eigene Nase packen müssten. Die CDU inklusive. (Sie lies natürlich durchblicken, dass nur die CDU das ändern könne.)

Ei. Harte Worte. Ihre ganze Rede war ernsthaft und gleichzeitig mit einer Priese Humor. Auch unterließ sie Schmähreden. Betonte, dass Menschen mit Migrationshintergrund einen wichtigen unternehmerischen Beitrag leisten. Zum Schluss machte sie sogar ein paar selbstironische Bemerkungen und ich erwischte mich dabei wie ich mitlachte. So eine S*#+E.

Trotzdem ist das alles nix halbes und nix ganzes. Demnächst sind Wahlen. Und ich weiß nicht welches metaphorische T-Shirt ich anziehen soll.

  •  Auch wenn die Merkel gut gesprochen hat. CDU geht gar nicht.
  • Die Grünen? Die sind auch nicht besser als alle anderen. Die werden mir sogar zunehmend unsympathischer.
  • Die SPD? Hmmm.
  • Und die Piraten? Was haben die denn zu bieten? Die sind doch ne reine Protestwählerpartei.
  • Die Linke oder FDP? MUAHARHAR: Guter Witz…
  • Und den Rest muss man hier nicht mal aufführen…

Ich glaube ich mach es so wie ich es neulich gehört habe: Ich stell mich in die Wahlkabine und lasse meinen Finger immer von oben nach unten gleiten und sage ganz laut:

RUF MAL EINER STOPP!

Ich lese


Da liest man viel. Den ganzen Tag an sich. Man liest auf der Arbeit. Zunächst die Neuigkeiten in meinem Postfach. Ganz analog. Als erstes ne Nachricht von Chef. „Hallo. Du musst heut Mittag in die Villa fahren und dort aushelfen.“

Hmhm. Muss ich das? Und wer zahlt den Sprit? Die Stadt? Wohl nicht. Aber Dienstanweisung ist Dienstanweisung. Also nehme ich es hin.

Nächster Brief. Mit krakeliger Kinderschrift, einige Buchstaben spiegelverkehrt, steht dort mein Name und der Name des Kindes. Dazu ein verbeultes, von Kinderhand gemaltes Auto. Es erinnert mit viel Fantasie an Pavel. In dem Auto sitzt ein Strichmännchen mit Hut und einem dicken Grinsen. Die Künstlerin hat auch ein paar Noten neben das Fahrerfenster gemalt. Ziemlich eindeutig die Szene. Ich freue mich. Weil das Kind sich so viel mühe gemacht hat und explizit ein an mich gerichtetes Kunstwerk geschaffen hat. Aber noch viel mehr bin ich von Stolz erfüllt. Zugegeben. Ich bin es auch aus Eitelkeit. Es ist schön zu sehen, das man den Kindern Freude macht und ihren Alltag bereichert. Sonst würden sich die Kinder nicht solche Mühe machen. Dafür quält man sich ja morgens aus dem Bett. Aber ich bin auch stolz auf die Urheberin. Denn meinen Namen konnte sie bis dato noch nicht schreiben. Und die künstlerische Fähigkeit ist mehr als altersentsprechend entwickelt. Außerdem sieht man, dass mit viel mehr Gewissenhaftigkeit vorgegangen wurde als sonst üblich. Fein, fein.

Nächster Brief. Wieder vom Chef. „Hallo. Musst doch nicht zur Villa. Gruß, dein Chef.“

Brief eins und drei werfe ich in den Müll. Den Tag über begleiten mich noch zahlreiche Post-It’s, Bilderbücher und Entwicklungsberichte. Außerdem eine Einkaufsliste und anderer Kram.

Man kommt nach hause. PC an. Kaffeemaschine an. Anlage an. Musik an. Browser an. Fusselforum an. Facebook an. SZ an. Thunderbird an. Zigarette an.

Woar. Die einzigen die mich nicht mit Infos zuballern sind meine Freunde Kaffeemaschine und Kippe. Also Musik wieder aus. E-Mails wieder aus. Achja. E-Mail. Da gab es doch noch richtige Post. Im Briefkasten. Ganz analog und so. Aber ich habe angst vor meinen Briefkasten. Neulich wurde ich von einem Kind gefragt wovor ich angst habe. Da antwortete ich ohne zögern „Vor meinem Briefkasten.“

Meistens ist da eh nur Spam drin. Ganz analog. Aber dazwischen drängeln sich auch fiese Rechnungen. Dabei müsste ich keine Angst haben. Aber wer will sich schon mit schlechten Nachrichten belasten? Ich nicht. Also bleibt der Kasten wie er ist. Voll.

Achjaa. Und dann kommt das Infos filtern. Was ist wichtig? Was nicht? Tendenziell lese ich erst das wichtigste – oder das was ich dafür halte. Dann liest man dieses und jenes. Und andauernd denkt man, dass man dazu auch noch etwas beitragen könnte. Also trägt man immer weiter zur Datenvermüllung bei. Wir Menschen sind halt ein soziales Völkchen. Und zum sozialen Leben gehört Kommunikation. Ameisen machen das über Hormone und son Kram. Bin ja kein Biologe. Aber so ähnlich war das glaube ich. Wir Menschen machen das über Pheromone, Hormone, Mimik, Gestik, das gesprochene Wort und das geschriebene Wort. Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit der Kunst und all ihren Spielarten. Oder Codes. Und so weiter. Wir sind halt ein soziales Völkchen, wir Menschen. Und so kompliziert.

Und dann liest man. Und dann denkt man wieder das man dazu etwas beitragen könnte. Allzu oft kann man nichts beitragen. Man kann nur als anonymer Nickname einen Kommentar abgeben und bildet sich ein damit etwas bewirkt zu haben. Aufmerksamkeit geschunden? Provoziert? Unterhalten?

Kann egal sein. Und dann kommen an manchen Tagen Blockaden. Was macht es aus das ich jetzt was schreibe? Bringt mir eh wenig. Und vor allem trägt es zu alldem rein gar nichts bei. Außer zu noch mehr vom bereits erwähnten Datenmüll. Und was macht man? Man schreibt. Man schreibt trotzdem. Nur damit ein anderer nach hause kommt. PC an, Kaffeemaschine an. Den ganzen anderen Müll an.

Ich gehe jetzt ins Bett. Freue mich auf die Arbeit und das ich dort etwas mit Sinn mache. Dann lese ich noch etwas in meinem neuen Buch. Ganz analog. Ganz für mich. Ganz ohne Sinn.

Wie ein Kuss vom Tod


Natürlich gibt es ihn noch, den Blog. Klar habe ich ihn vernachlässigt. Aber was solls? Ich hab halt im Augenblick wenig Lust zu schreiben. Als säße da ein schwarzer Vogel auf meiner Schulter, welcher mir, frech wie er ist, jedes mal in den Hirnhaut pickt wenn ich eine Idee für einen Text habe.

*Wartet ich muss mal eben einen Kaffee kochen, bin gleich zurück.*

Ich war die letzten Wochen allerdings auch kaum unterwegs und hatte keinen Input. Klar telefoniere ich oder Chatte über soziale Netzwerke. Aber kann das ernsthaft echte soziale Kontakte ersetzen? Ich glaube nicht.

Das ich nicht unterwegs war hatte einen banalen Grund: Dauerkrank und trotzdem Arbeiten. Jetzt bin ich letzten Endes doch zuhause geblieben. Auf dringenden Rat meines Arztes. Und das ist gut so. Ich hoffe das ich dadurch in den nächsten Monaten endlich mal wieder ein Wochenende habe an dem ich nicht entweder total übermüdet oder verseucht bin.

Inzwischen habe ich auch knapp zwei Tage nicht geraucht. Will ich aufhören? Nein. Es raucht sich nur so schlecht mit verdacht auf Lungenentzündung. Jetzt knabber ich die ganze zeit an Stiften herum. Ich hab auch Nikotinkaugummis hier. Aber ich brauch nicht das verdammte Nikotin (na gut, ich brauche es), am schlimmsten sind diese verfluchten Rituale.

Aufstehen, Kaffee holen, hinsetzen, einen Schluck nehmen, Kippe an. So sieht es doch aus, verdammt. Und im Moment stelle ich fest, dass ich eine ganze Menge dieser Rituale hatte. Beispielsweise jedes mal wenn ich einen Ladebalken sehe. Dann hab ich den Impuls eine Zigarette zu nehmen. Ich greife jedoch ins leere. Zwischendurch bin ich geschockt. Manchmal lache ich mich aus. So nach dem Motto: „Ha, du Trottel. Die Schachtel ist schon drei Tage leer. Du lernst es auch nie, was?“

Ich hab mich sogar dabei erwischt wie ich den Deckel vom Ascher abgeschraubt habe. Ich hab mich dann raus geredet. Ich wolle nur gucken wie voll er ist. Und nicht nach gut erhaltenen Stummeln jagen. Schließlich habe ich dann zu mir gesagt das ich den Aschenbecher ausleeren müsse. Was ich dann auch kleinlaut gemacht habe. Man wird ja nicht gerade gerne bei moralisch verwerflichen Handlungen erwischt.

Ich schreibe absichtlich so als wäre ich ein Schizo. Der Grund: Im Moment komme ich mir so vor. Junky vs. Spießer. Was dem Spießer in mir im Moment aber sehr hilft, ist das ich krank bin. Das ist ja auch der Grund warum ich nicht rauche. Jeder Zug an einer Zigarette fühlt sich tatsächlich an wie sich Zigaretten anfühlen sollten: Wie ein Kuss vom Tod.

Best of „MSO“ Teil 6 – Heute: KLONK


Dieser Oldie passt perfekt zum Wetter dort draußen. Don’t waste the waste!

11. März 2010
Frühdienst. Da muss man zwar unglaublich früh raus, kann aber mittags nach hause! Das wird ein toller Tag! Alles beginnt wie jeden Morgen. Ich verlasse die Wohnung, knalle ohne abzuschließen die Tür hinter mir zu, damit die Mitmieter auch wissen, dass ich wech bin.
 Ich hab wirklich gute Laune. Warum auch nicht? Die Sonne scheint und draußen ist es trotz der Minusgrade wärmer als in meinem Bad. Und dort war es schon klasse, weil die heutige Ausgabe des Spiegelbildes nicht ganz so abstoßend war wie sonst.Ich stehe also vor dem Haus und träller „play that funky music“. Die Sonne wärmt meine Haut ich gehe weiter, schließe dabei die Augen und genie… platsch. Scheiße. Ja alles hat zwei Seiten. Schmelzwasser…Na geil.
Jetzt hab ich nen nassen Schuh und ne nasse Socke. Und das nach 5 Metern. Kein neuer Rekord, aber ärgerlich. Ich schmunzle und gehe zum Wagen. Man, wie er in der Sonne glänzt. Gestern habe ich den Ommi ja auch frisch gewaschen. Schon für diesen Anblick hat es sich gelohnt. Schlüssel rein. Oh, geht schwer. Die Zentrifugalverriegelung öffnet sich aber mit einem hörbaren „Tschack“. Radio an, WOW, Night Train läuft gerade.
Hehe.So, Tür zu und los. KLONK. Moment – Klonk?? Das macht sonst FOPTSCHAK und nicht KLONK. Klonk ist nicht gut. Nur so aus Spaß will ich ausprobieren ob die Tür das Geräusch nochmal macht, wenn ich sie erneut öffne und schließe. Macht sie aber nicht. Denn sie öffnet sich nicht mehr! Verdammt! Ich hab ja schon so einiges gehört. Aber noch nie, das einer in seinem Wagen festsaß, weil die Türmechanik blitzgefror! Ich probiere die Beifahrertür. Auch blockiert. Wie das geht weiß ich nicht, aber es geht. Tolle Wurst.
Intelligenter weise habe ich ja immer Schlossenteiser IM Auto. Ich wusste immer das sich das irgendwann auszahlen würde.Quiiik, quiiiik, quiiiik. Scheibe runtergekurbeln zum Takt von James Brown. Gaaaaaaaanz lässig den Arm raus gelegt, als wäre es ein schöner Sommertag und unauffällig etwas Enteiser ins Schloss getröpfelt. Einwirken lassen, Motor gestartet und so getan als würde ich ihn warmlaufen lassen. Knopf rauf und runter gedrückt. Türöffner betätigt. NIX! Nichtmal ein widerstand zu spüren. SCHEIßE. F****K, HIMMEL ARSCH UND LAPALOMA!
Oh man! In 5 Minuten muss ich da sein. Zum Laufen ist es zu spät. Also Pedal zum Metall und mal gucken was ich mache wenn ich in der KITA bin. Wird bestimmt ein toller Anblick wenn ich nach hinten kletter um die Fondtür zu nutzen. Aber wer sagt das die funktioniert? Inzwischen geht mir auf, dass ich vor der eigentlichen Waschanlagenfahrt am Vortag die Fugen und alle Dichtungen mit dem Hochdruckstrahler gereinigt habe. Das wird der Grund gewesen sein. 4 Minuten später bin ich auch schon da. Wagen parken. Gebe ich der Tür noch eine Chance? Ja. Augen zugekniffen, Zähne zusammengebissen und laaangsam am Öffner gezogen uuuund …..

Klack. KLACK! JAWOLL! Danke Ommi! Der Tag beginnt. Und dieser ist soweit recht ereignislos.

Bis zum Mittagessen. Machen wir es kurz. Ich packe gerade Reis, Hühnergeschnetzeltes und so weiter in die Schüsseln. All das wird aufs Tablett geräumt und los geht’s. Zur Fütterungszeit muss alles schnell gehen. Also lege ich einen Zahn zu und eile die lange, gewundene Treppe des etwas exzentrischen Baus nach oben, als ich mir mal wieder selbst im Weg stehe. Fuß und Stufe haben Feindkontakt, mein Kadaver kippt nach vorn, meine Augen werden größer und die überschwappende, doch zum Glück nur lauwarme Sauce überdeckt jedes einzelne Kleidungsstück in Sekundenbruchteilen. „OH NEIN! SO EINE SAUEREI.“ entfährt es meinem, im Kindergartenmodus befindlichen Fluchzentrum. Nach der Treppenreinigung hatte ich dann Gnadenfeierabend und konnte ne halbe Stunde eher gehen. Dreckig und Stinkend wollte ich nur noch nach Hause. Den Vorfall am Morgen hatte ich schon ganz vergessen als ich den Schlüssel ins Schloss der Autotür steckte. KLONK.

Best of „MSO“ Teil 4 – Heute: Spion Widerwillen


Man Muss ja nicht immer alles wegwerfen. Wie immer gibt es einen meiner Lieblingsartikel von meinem alten Blog.

26. April 08
Es gibt Dinge, die möchte man nicht wissen. Z.B. wie lange, wie laut und wie gut der Sex der Nachbarn ist. Zugegeben, die Dame sieht nicht übel aus. Sie hat den Sex aber nicht mit mir!
Man will ja kein Spießer sein und klopft darum nicht an die Wand. Das erwartet man ja auch wenn man sich selber – ääähhmm – sportlich betätigt. Was mich eher stört sind die Uhrzeiten ihrer Ausritte. Die Tante muss Arbeitslos oder Studentin sein. Wer sonst hätte die Zeit Wochentags um Drei- oder Vieruhr in der Nacht die Sau raus zu lassen. Bevorzugt wenn ich meinen Schlaf dringend brauche. Cirka 95% aller Schultage sind überflüssig, aber an den 5 von 100 an denen ich fitt sein muss pimpert die Alte die ganze Nacht durch.
Wenn meine Nachbarn laut Party machen frage ich in der Regel ob ich mitmachen darf. Aber die sind auch am Wochenende. Und es sind Partys. Es sieht dagegen ganz anders aus wenn jemand bei den Nachbarn, sagen wir mal Dienstagnacht um 4 Uhr, klingelt und fragt, ob er beim Schäferstündchen mitmachen darf. Darum hab ich folgendes an ihre Tür gehängt:

Das ganze Leben ist ein Spiel


Kinder sind ja auch nur Menschen. Allerdings kann man sie leichter überzeugen etwas zu tun. Zum Beispiel aufräumen. Ich habe da mehrere Strategien die Kinder zum Aufräumen zu bewegen.

Erstens: Die Pflicht. Das ist genaugenommen keine Strategie, sondern eine Regel: Spielt ein Kind in einem Bereich muss es diesen beim Verlassen auch wieder aufräumen. Total logisch und eingeschliffen. Also machen das auch alle Kinder. Manchmal muss man sie mit etwas Nachdruck daran erinnern. Aber in der Regel klappt es.
Zweitens: Ich selbst habe etwas aufzuräumen aber nur wenig Zeit. Wie bekomme ich die Kinder dazu mitzuhelfen? Klar. Einfach fragen und auf Glück hoffen. Klappt manchmal.
Drittens: Aufgaben von Erwachsenen übertragen. Das gibt dem Kind das Gefühl etwas großes und besonderes zu machen. Was es für das Kind ja auch ist. Klappt bedingt. Manche legen keinen Wert darauf oder durchschauen das System.
Viertens: Zeig mir mal wie Stark/Geschickt/etc. du bist. Klappt auch in vielen Fällen. Gleiche Einschränkung wie oben.
Fünftens: Die „Ich-Botschaft“. „Kannst du mir Helfen?“ „Nöö. Keine Lust.“ „Ach komm schon. ICH helfe dir doch auch immer. Außerdem schaffe ICH das nicht ohne DEINE Hilfe.“ (In diesem Beispiel sind Option 4 und 5 kombiniert.)
Sechstens. Das Aufräumen als Spiel deklarieren. Wer ist schneller fertig?

Hört sich erstmal etwas schäbig an die Kinder so zu ködern. Ist es aber nicht. Denn so lernen sie auch Verantwortung für Dinge zu übernehmen mit denen sie Ursprünglich nichts zutun haben. Außerdem Merken sie sich selbst diese Kniffe. Natürlich unbewusst. Was deren Soziale Fähigkeiten verbessert. Man bringt ihnen Vertrauen entgegen. Wenn man dem Kind erlaubt eine Erwachsenen Aufgabe zu machen stärkt es das Selbstbewusstsein. Und so weiter und so weiter. Ich setze diese Mittel also in den seltensten Fällen aus Faulheit ein, sondern weil ich mir was dabei denke, oder Tatsächlich die Zeit knapp ist. Wenn man das als Begründung anbringt kann das für viele auch ein plausibles Argument sein. Diese Kniffe sind natürlich auch auf andere Bereiche als Aufräumen zu übertragen.

Zja. Und dann ist da der private Schlaraffenlandbewohner. Zuhause ist alles anders. Während man auf der Arbeit, ohne darüber nachzudenken, Speisen zubereitet, Spült, den Müll wegbringt und Betten bezieht (jeweils für 20 Personen + X) ist man zuhause etwas fauler. Ich hab bemerkt, dass ich bei mir auch eine der Strategien von oben anwende.

Ich gestalte den Hausputz wie ein Computerspiel.

Level 1: Fegen
Level 2: Staubsaugen
Level 3: Staubwischen
Level 4 (Der Supergegner auf der Mitte des Spiels): Socken aus dem Bettkasten friemeln.
Level 5: Müll rausbringen.
Level 6: Oberflächen wie Schreibtisch oder Wohnzimmertischchen putzen
Level 8 (Der Endboss): Das KLO und die DUSCHE.

Beim Spülen geht das genauso. Vom Wasserglas zur Käsespätzleauflaufform.

Allerdings funktioniert das nur in eine Richtung. Wer will schon am PC den tollen Hausputzsimulator spielen? Ich nicht…
(Das Leben ist ein scheiß Spiel. Hat aber ne geile Grafik)