Der Palast, der Palast…


Es war immer schon so: Der Palast ist und war ein „Schandfleck“ im schönen Meppen. Ach, das wunderschöne Meppen. Wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere muss ich eines feststellen:

Er war einer der wenigen schönen Orte. Gut. Inzwischen sehe ich das ganze anders. Gerade in letzter Zeit habe ich dort viele schlechte Erfahrungen gemacht. Aber das hängt auch damit zusammen, dass meine Rockpalastzeit schlichtweg abgelaufen ist und ein Generationenwechsel stattgefunden hat. Für mich ist Ende und Schluss mit Palast. Mich könnte es kalt lassen wenn der Laden dicht macht. Ich lebe ja nicht mal mehr in Meppen.

Und trotzdem lässt es mich nicht ganz kalt. Das hat viele Gründe. Einerseits sehe ich im Rockpalast einen wichtigen Abschnitt meines Lebens. Ein Abschnitt, welcher mich prägte. Mich aufbaute. Mir Lebenserfahrung gab. Und schließlich mir die Kraft verlieh, oder Ernüchterung, jenes kann ich in der Rückschau nicht genau sagen, ein neues Leben in einer anderen Stadt aufzubauen. Ohne den Zwang des Ortswechsels, der mit einem Studium oft zusammenhängt. Nein. Aus freien Stücken.

Und mir geht es da nicht anders wie 10000 anderen Gästen. Man hat dort gefeiert, gekotzt, geprügelt, gevögelt, gelebt, geliebt, gefressen und gesoffen. Dank des Rockpalasts kann ich soviel über Gott lästern wie ich will. In die Hölle komme ich, wegen meiner Zeit dort, ohnehin.

Zja. Außerdem sorgt dieser Laden für eine gewisse Prägung. Er bietet Raum für Außenseiter. Individualisten. Nicht das schiere anpassen zählt. Nicht die pure Oberflächlichkeit. Das Ich zählt – und gleichzeitig auch solidarität. So war das zu „meiner“ Zeit. Damals als ich zu mir fand. Da habe ich gemerkt, dass es egal ist wenn man es niemanden Recht machen kann. Man muss es sich selbst recht machen – aber darf dabei seine freunde nicht aus den Augen verlieren. Dort hielten es damals viele so. Was dazu führte, dass bis jetzt Freundschaften anhalten die ich nicht missen möchte. Mit Menschen mit denen man auf dem ersten Blick nicht viel gemein hat, weil man völlig andere Lebenswege begeht. Und einem trotzdem enorm viel verbindet.

Und was macht der Palast sonst noch so für Meppen? Zja. Ich sag mal so: Die Welt braucht Menschen mit Visionen. Die Welt braucht Menschen die sich trauen aus Konventionen auszubrechen. Etwas in Frage zu stellen. Aber diese Menschen brauchen auch einen Ort der ihnen die Option aufzeigt, dass das überhaupt möglich ist. In vielen von uns steckt ein Rebell. In vielen schlummert er unerkannt. Es gibt Leute, in denen der Drang zur Veränderung so tief verankert ist, dass sie keine Community brauchen um das festzustellen. Andere wiederum brauchen das um diesen Samen in sich zu entdecken, zu erwecken, zu kultivieren.. Und da ist (war?) der Palast mit seinen Individuen der richtige Anlaufpunkt.

Aber im Moment geht es ja auch nur um eine zeitlich begrenzte Schließung. Nicht um die endgültig. Und eines muss auch klar sein:

Eines Tages, so mag er fern sein oder schon an die Türe klopfen, wird dieser Teil meiner Jugend sterben. Solange ich lebe allerdings, werde ich, Alzheimer mal ausgenommen, die schöne und nicht so schöne Zeit dort nicht vergessen. Und das was der Laden und die Menschen die ihn bevölkern für mich getan haben.