Schlaraffileaks


In letzter Zeit häufen sich die Meldungen über Kannibalismus. Alleine diese Woche zwei die es in die Onlineausgabe der „Welt“ geschafft haben. Klar, die Springer Mediengruppe will uns weiß machen, dass es sich dabei um „schockierende Einzelfälle“ handelt. Jedoch sollte man auch das Jahr bedenken in dem wir uns befinden.

2012

Da soll ja angeblich die Welt untergehen. Hoffen wir mal das damit das Käseblatt gemeint ist und nicht unsere Zivilisation samt Aufenthaltsort.

Als Zombifilmfan und Paranoiker ziehe ich natürlich ganz andere Schlüsse aus den Meldungen. Das sind die ersten Anzeichen einer Zombieapokalypse!

HIV positive Frau beisst Kollegen die Lippe ab.

Die wahre Geschichte:

Zunächst stand Deloris apathisch auf einem Fleck. In den Händen ein Tablett. Morgens musste sie sich schon aus dem Bett quälen. Es ging ihr dreckig – nur deswegen nicht zur Arbeit gehen? Sie brauchte den Job. Also ging sie.

Doch nun war alles wie weggeblasen. Ersetzt durch ein einziges Gefühl. Hunger! Ein nagender Hunger. Die Welt um sie dumpf und … Halt! Da lag etwas in der Luft. Ein schmackhafter Duft.

Herbert betrat den Raum und sah dort seine dunkelhäutige Kollegin stehen. Sogleich blaffte er sie an, dass sie mal zusehen solle und nicht fürs Herumstehen bezahlt würde. Dabei bemerkte er nicht ihren trüben Blick. Er war nicht der Mann der Untergebenen in die Augen schaute. Das war Zeitverschwendung.

Der aus dem Mund triefende Speichel hingegen verdutze ihn schon. Darum fragte er dann auch mit etwas ruhigerem Ton ob alles Okay sei. Das war es natürlich nicht. In Sekundenbruchteilen ließ die Küchenfee das Tablett fallen und machte sich an das schmackhafte Häppchen was da mit ihr sprach. Leider kam dieses ins Straucheln und fiel zu Boden, woraufhin die untote Küchenhilfe mal einen Bissen probierte.

Eine Zeugin verständigte die Polizei. Als diese eintraf waren Deloris und Herbert mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel dumm durch den Raum wandern. Sie hatten beide noch marginales wissen. Etwa hätten sie noch ihre Unterschriften geben können wenn die Feinmotorik nicht dahin gewesen wäre. Automatismen beherrschten sie also noch. So probierten sie die Türen aus um herauszukommen. Denn hinter diesen vernahmen sie die Lebenszeichen potenzieller Mahlzeiten. Doch das Klinkenputzen brachte keinen Erfolg. Die Zeugin hatte alle Ausgänge verbarrikadiert. Was folgte war weniger schön für die zwei:

Beide wurden nach dem Eintreffen einer „Sondereinheit“ noch an Ort und Stelle durch Kopfschüsse hingerichtet um eine Epidemie zu verhindern.

Zu guter Letzt wurde ein Pseudoprozess nach bester Verschwörungsmentalität – natürlich mit Schauspielern – abgehalten um die Öffentlichkeit einzulullen. Was funktionierte. Springer sei dank.

Nackter Kannibale isst Gesicht seines Opfers.

Aha. „Nackter Kannibale“. Auch hier hat es ein Zombieangriff in die „Welt“ geschafft.

Doch rollen wir auch diesen Fall auf und sehen ihn uns genauer an. Kokainrausch? Gut möglich. Auf Drogen macht man so manchen Schmarren. Aber glauben wir das wirklich? Natürlich nicht.

Der letzte Tag. Eine Rekonstruktion:

Gordon Shumway kommt gerade von einer Geschäftsreise. Er fühlt sich schon seit dem Abflug in München nicht besonders gut. Und darum freut er sich umso mehr auf seinen Lebensgefährten Alex. Seine süßen Augen und zarten Lippen würden ihn nach dem anstrengenden Meeting wieder auf die Beine helfen. Und so war es auch. Sein Freund Alex kümmerte sich die ganze Nacht sehr „aufopferungsvoll“ um Gordon. Nach dem Liebesspiel schliefen beide nackt ein. Nur einer wachte auf. Und zwar Alex. Bei Gordon davon zu sprechen das er aufwachte wäre – hmm – nicht ganz korrekt. Man müsste eher sagen er „erwachte“.

Als Gordon eben jenes tat sah er Alex geradewegs an. Und seine Gefühle waren fast wie vor seiner Wandlung. Die süßen Augen und zarten Lippen seines Freundes weckten wieder Begierde in ihm. Unstillbare Begierde. Gordon – jetzt untot – viel in einer an Wahnsinn grenzender Gier über Alex her, welcher ihn zunächst abwehrte.

Alex sprang auf und rannte – nackt wie er war – durch die geöffnete Verandatür. Gordon ihm auf den Fersen. Nach einigen Metern trat Alex in eine Scherbe. Das machte ihn langsam. Und chancenlos. Wie durch ein Wunder überstand er 100 weitere Meter bis Gordon seine Zähne tief in sein Gesicht stieß. Die Lippen und die Augen waren das beste. Er genoss Alex und spürte gar nicht die Projektile die in seinen Körper eindrangen. Und erst der letzte Schuss, direkt in seinen Kopf, beendete sein treiben.

Zja. Alex hatte es nicht so leicht. Sein Gesicht verloren. Genau wie sein Augenlicht. Doch sein Leid sollte nicht lange dauern. Kurz nachdem er seinen letzten Atemzug tat gebar der Erreger in seinem Blut neues Leben welches einen ebenso starken drang nach menschlicher Nähe verursachte wie bei Gordon. Nur hatte Alex ein Problem. Sein neues Leben würde er als Versuchszombie in einer streng geheimen Forschungseinrichtung in den Bergen Kaliforniens verbringen. Was die Presse meldete variierte natürlich nur geringfügig.

RUF MAL EINER STOPP


Donnerstag. 17/00 Uhr.

Heieieiei. Was soll ich mir nur anziehen? Normalerweise mache ich mir über so was kaum Gedanken. Ich ziehe einfach an was da ist. Was auch die teilweise recht wunderlichen Farbzusammenstellungen erklärt. Aber nun ist es etwas anderes.

Ziehe ich nun das grüne T-Shirt an? Oder das feuerrote mit dem Emsland Schriftzug? Oder doch das schwarze mit dem Totenschädel?

Das Problem ist, dass man nicht weiß was man nun aussagen will. Letzten Endes habe ich mich für ein lilanes T-Schirt entschieden. Das sagt eher wenig aus. Ja, ja. Wie war das mit der sexuellen Erfüllung und der Farbe Lila? Ist mir egal. Ich besuche unsere Kanzlerin. Die Merkel macht fleißig Wahlkampf in NRW. Unter anderem auch auf dem Neheimer Marktplatz. Und da ich nur wenige Meter von eben jenem entfernt wohne, muss ich da wohl vorbeischauen. Da geht einem als aller letztes der Gedanke nach sexueller Erfüllung durch den Kopf.

18/00 Uhr

Da stehe ich nun mit einer Freundin. Noch ist viel Platz. Nah kommen wir der Bühne aber nicht. Ein Bereich von knappen 100×100 Metern ist für VIPs reserviert. Das bedeutet Parteimitglieder aus Arnsberg und Umgebung. Die dürfen sogar sitzen. Wenn ich mir die so anschaue könnten die meisten auch gar nicht mehr lange stehen. Eine kleines Meer aus mint, ocker, beige und kaki breitet sich vor mir aus. Wie Schaumkronen auf den Wellen das silberne Haar. Beinahe beruhigend dieser Anblick. Keine hektischen Bewegungen, höchstens ein sanftes Wogen wenn sich langsam einer der scheintoten Kreaturen rührt. Jäh werde ich aus meiner Meditation gerissen als der Rötgen das Wort ergreift. Vorher hatten unbedeutende Kommunalpolitiker was von sozialer Gerechtigkeit geschwatzt – und vom Autobahnbau. Aber so richtig hörte ich ja wie gesagt nicht zu.

Leider mache ich diesen Fehler beim Röttgen. Puuuuhh. Populistischer ging es ja gar nicht. Eine eine kaum abgeschmeckte Mischung aus Parolen der Linken, der Grünen, der FDP und der SPD zusammen mit einigen altbackenen Bemerkungen um die Stammwählerschaft nicht tot von der Schützenfestgarnitur kippen zu lassen. Eine eierlegende Wollmilchsau will die CDU sein. Ich würde gerne mal klare Beispiele nennen. Nur hat sich der Herr auch nie klar ausgedrückt. In seiner kleinen Hasspredigt ging es dann auch ans eingemachte. Denn wo er konkret wurde, war bei Verunglimpfungen den anderen Parteien gegenüber. Trottel ist da noch gnädig. Er betonte auch sehr häufig, dass für jeden guten Deutschen die Grünen und die SPD nicht wählbar sind, weil sie anscheinend etwas gegen unsere Verfassung haben.

Zwischendurch spielt dann auch noch eine Blaskapelle. Zunächst zünftige Märsche. Aber mich haben sie zu dem Zeitpunkt als Fan gewonnen, als sie das Thema vom A-Team spielen. Und zwar komplett! Leider nicht als die Merkel in die Manege – äähhh auf die Bühne – marschiert.

Wo wir gerade bei der sind. Inhaltlich dem Röttgen ähnlich. Als sie jedoch auf das Thema Verschuldung zu sprechen kommt verschlägt es mir den Atem. Anders als ihr Vorredner sagt sie sinngemäß, dass ja wohl nicht nur eine Partei für die hohe Staatsverschuldung verantwortlich sei und sich alle mal an die eigene Nase packen müssten. Die CDU inklusive. (Sie lies natürlich durchblicken, dass nur die CDU das ändern könne.)

Ei. Harte Worte. Ihre ganze Rede war ernsthaft und gleichzeitig mit einer Priese Humor. Auch unterließ sie Schmähreden. Betonte, dass Menschen mit Migrationshintergrund einen wichtigen unternehmerischen Beitrag leisten. Zum Schluss machte sie sogar ein paar selbstironische Bemerkungen und ich erwischte mich dabei wie ich mitlachte. So eine S*#+E.

Trotzdem ist das alles nix halbes und nix ganzes. Demnächst sind Wahlen. Und ich weiß nicht welches metaphorische T-Shirt ich anziehen soll.

  •  Auch wenn die Merkel gut gesprochen hat. CDU geht gar nicht.
  • Die Grünen? Die sind auch nicht besser als alle anderen. Die werden mir sogar zunehmend unsympathischer.
  • Die SPD? Hmmm.
  • Und die Piraten? Was haben die denn zu bieten? Die sind doch ne reine Protestwählerpartei.
  • Die Linke oder FDP? MUAHARHAR: Guter Witz…
  • Und den Rest muss man hier nicht mal aufführen…

Ich glaube ich mach es so wie ich es neulich gehört habe: Ich stell mich in die Wahlkabine und lasse meinen Finger immer von oben nach unten gleiten und sage ganz laut:

RUF MAL EINER STOPP!

Kurzmitteilung


Manchmal wünscht man sich das ein Film nicht endet. Auf vielfache Empfehlung hin habe ich „ziemlich beste Freunde“ geschaut. Da liegt die Messlatte natürlich hoch. Aber ich wurde nicht enttäuscht. Wie Herr Lehmann oder die fabelhafte Welt der Amélie ein Film der durchaus noch eine Stunde hätte laufen können und man hätte immer noch nicht genug gehabt. Fabelhaft.

Ich lese


Da liest man viel. Den ganzen Tag an sich. Man liest auf der Arbeit. Zunächst die Neuigkeiten in meinem Postfach. Ganz analog. Als erstes ne Nachricht von Chef. „Hallo. Du musst heut Mittag in die Villa fahren und dort aushelfen.“

Hmhm. Muss ich das? Und wer zahlt den Sprit? Die Stadt? Wohl nicht. Aber Dienstanweisung ist Dienstanweisung. Also nehme ich es hin.

Nächster Brief. Mit krakeliger Kinderschrift, einige Buchstaben spiegelverkehrt, steht dort mein Name und der Name des Kindes. Dazu ein verbeultes, von Kinderhand gemaltes Auto. Es erinnert mit viel Fantasie an Pavel. In dem Auto sitzt ein Strichmännchen mit Hut und einem dicken Grinsen. Die Künstlerin hat auch ein paar Noten neben das Fahrerfenster gemalt. Ziemlich eindeutig die Szene. Ich freue mich. Weil das Kind sich so viel mühe gemacht hat und explizit ein an mich gerichtetes Kunstwerk geschaffen hat. Aber noch viel mehr bin ich von Stolz erfüllt. Zugegeben. Ich bin es auch aus Eitelkeit. Es ist schön zu sehen, das man den Kindern Freude macht und ihren Alltag bereichert. Sonst würden sich die Kinder nicht solche Mühe machen. Dafür quält man sich ja morgens aus dem Bett. Aber ich bin auch stolz auf die Urheberin. Denn meinen Namen konnte sie bis dato noch nicht schreiben. Und die künstlerische Fähigkeit ist mehr als altersentsprechend entwickelt. Außerdem sieht man, dass mit viel mehr Gewissenhaftigkeit vorgegangen wurde als sonst üblich. Fein, fein.

Nächster Brief. Wieder vom Chef. „Hallo. Musst doch nicht zur Villa. Gruß, dein Chef.“

Brief eins und drei werfe ich in den Müll. Den Tag über begleiten mich noch zahlreiche Post-It’s, Bilderbücher und Entwicklungsberichte. Außerdem eine Einkaufsliste und anderer Kram.

Man kommt nach hause. PC an. Kaffeemaschine an. Anlage an. Musik an. Browser an. Fusselforum an. Facebook an. SZ an. Thunderbird an. Zigarette an.

Woar. Die einzigen die mich nicht mit Infos zuballern sind meine Freunde Kaffeemaschine und Kippe. Also Musik wieder aus. E-Mails wieder aus. Achja. E-Mail. Da gab es doch noch richtige Post. Im Briefkasten. Ganz analog und so. Aber ich habe angst vor meinen Briefkasten. Neulich wurde ich von einem Kind gefragt wovor ich angst habe. Da antwortete ich ohne zögern „Vor meinem Briefkasten.“

Meistens ist da eh nur Spam drin. Ganz analog. Aber dazwischen drängeln sich auch fiese Rechnungen. Dabei müsste ich keine Angst haben. Aber wer will sich schon mit schlechten Nachrichten belasten? Ich nicht. Also bleibt der Kasten wie er ist. Voll.

Achjaa. Und dann kommt das Infos filtern. Was ist wichtig? Was nicht? Tendenziell lese ich erst das wichtigste – oder das was ich dafür halte. Dann liest man dieses und jenes. Und andauernd denkt man, dass man dazu auch noch etwas beitragen könnte. Also trägt man immer weiter zur Datenvermüllung bei. Wir Menschen sind halt ein soziales Völkchen. Und zum sozialen Leben gehört Kommunikation. Ameisen machen das über Hormone und son Kram. Bin ja kein Biologe. Aber so ähnlich war das glaube ich. Wir Menschen machen das über Pheromone, Hormone, Mimik, Gestik, das gesprochene Wort und das geschriebene Wort. Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit der Kunst und all ihren Spielarten. Oder Codes. Und so weiter. Wir sind halt ein soziales Völkchen, wir Menschen. Und so kompliziert.

Und dann liest man. Und dann denkt man wieder das man dazu etwas beitragen könnte. Allzu oft kann man nichts beitragen. Man kann nur als anonymer Nickname einen Kommentar abgeben und bildet sich ein damit etwas bewirkt zu haben. Aufmerksamkeit geschunden? Provoziert? Unterhalten?

Kann egal sein. Und dann kommen an manchen Tagen Blockaden. Was macht es aus das ich jetzt was schreibe? Bringt mir eh wenig. Und vor allem trägt es zu alldem rein gar nichts bei. Außer zu noch mehr vom bereits erwähnten Datenmüll. Und was macht man? Man schreibt. Man schreibt trotzdem. Nur damit ein anderer nach hause kommt. PC an, Kaffeemaschine an. Den ganzen anderen Müll an.

Ich gehe jetzt ins Bett. Freue mich auf die Arbeit und das ich dort etwas mit Sinn mache. Dann lese ich noch etwas in meinem neuen Buch. Ganz analog. Ganz für mich. Ganz ohne Sinn.

Und: Action!


In den 90ern und frühen 00ern kamen viele übertrieben bunte „Actionknaller“. Aber ein ganz besonderes Leckerli ist ja nach wie vor das 2000er Machwerk „Mission: Impossible 2“. Von dem damals hoch gefeierten John Woo. Dieser Film passt perfekt in seine Zeit. Eine Zeit, als Lora Croft den Verstand des Zuschauers beleidigte und drei Engel für Charlie als fleischgewordene und äußerst brutale PowerPuffGirlsMafia auftraten. Nichts gegen die Power Puff Girls. Aber gegen diesen Scheiß.

Diese komplett überzogene Action ist selbst für mich zu viel des Guten. Und ich bekenne folgendes:

Ich schaue mir gerne Filme an in denen Dinge explodieren, smarte Typen böse smarte Typen abknallen und coole Verfolgungsjagden ein Highlight sind.

Nur hat man damals alles einen Ticken (oder auch drei bis vier) zu bunt, zu schnell, zu choreographiert gemacht. Das gibt es heute in Form von „Transformers“ und „die schnellen und furiosen (Typen aus LA und vom FBI, die extrem gut Autofahren können)“ auch noch. Aber selbst diese beiden Beispiele schaffen es durchaus zu unterhalten, wenn man die Filme nicht zu ernst nimmt. Denn als Zuschauer fühlt man sich durchaus ernst genommen. Es ist zwar alles Quatsch was dort gezeigt wird. Aber die meisten Szenen sind relativ schlüssig. Es explodieren auch immer noch Autos. Aber nicht weil der Hauptprotagonist zufällig in die Richtung des Autos guckt. Ich krame einfach noch mal M:i-2 hervor um zu verdeutlichen was ich meine:

Herr Woo hat eine Vorliebe für Zeitlupensequenzen. Was ziemlich gemein ist. Während der Bösewicht in normaler Geschwindigkeit rennen darf, muss Hunt gaaaanz langsam und gemächlich den Killervirus vernichten. Macht sich zwischendurch noch Gedanken welche Tapete besser ins Wohnzimmer passt und wundert sich nach 10 Minuten Träumerei, dass auf mal der Bösewicht neben ihm steht und seine Schnalle erschießen will. Mit der natürlich beide Intimkontakte pflegen.

So geht das Szene um Szene. Dann flattern da noch überall Tauben durchs Bild, welche den künstlerischen Ansatz unterstreichen sollen. Natürlich flattern die Viecher ebenfalls in Zeitlupe.

Die total langweiligen Verfolgungsjagden sind ebenfalls eine Zumutung. Langweilig? Das passiert doch so einiges. Genau das ist das Problem. John Woo verwechselt Musical mit Actionfilm. Er lässt die Moppeds regelrecht miteinander Tanzen. Und es ist nicht ersichtlich warum das geschieht. Es geschieht einfach. Mal fliegt das rote über das schwarze. In der nächsten Einstellung macht das schwarze einen Burnout und das rote fährt rückwärts eine Mauer hoch. Dabei ist Woo sehr visionär. Denn die Mofas zeigen Ansätze von Transformertechnologie. Fahren sie über Sand haben sie grobstollige Reifen, auf der Straße Straßenbereifung und auf Holz Regenreifen.

Herr Who macht sich auch gar nicht die Mühe diese offensichtlichen Patzer zu verbergen. Nein. Zum Einsatz kommt wieder seine Zeitlupe.

Und in dieser Zeitlupe gibt es noch eine Extraeinstellung auf die Reifen, in welcher selbst der letzte Depp erkennt dass da was nicht stimmt.

Wer über modernes Actionkino meckert soll sich einfach mal 10 Jahre in die Vergangenheit bewegen und das Blockbusterkino von damals einschalten. Ein gutes Beispiel ist der vierte Abklatsch von Mission: Unmöglich. Der ist nämlich gar nicht soooo schlecht. Besonders im Vergleich zu den Vorgängern.

Fazit:

Ich kann an sich gar nicht in Worte fassen wie sehr ich diese Nachtgeburten der 90er verachte. Filme die im Vergleich selbst Octoshark vs. Monstercrok zum ARTEtauglichen Autorenfilm hochstilisieren können.

PS: Wie sehr M:i-2 90er ist sieht man im Abspann: Der ist in stilvollem Comic Sans gehalten und mit Metallica unterlegt.

 

Ein Kreuz…


*Achtung Satire*

… mit den Kreuzfahrern. Ihr habt es ja sicherlich alle gehört. Der Untergang der „Costa Concordia“. Ich warte jetzt schon auf den großen RTL Zweiteiler der innerhalb der nächsten drei bis 24 Monate ausgestrahlt werden dürfte. Ist ja in den letzten Jahren Trend gewesen, derlei Ereignisse zu „TV-Events“ auszuschlachten. Ich meine, diese „Katastrophe“ bietet alles was das Herz begerht. Die Traumschiffromantik, Mittelmeerflair, inkompetente Menschen am Ruder und Tote.

Das dabei Menschen zu Tode kamen ist natürlich eine Tragödie. Aber es starben ja nicht nur Menschen. Nein, viel schlimmer. Denn: Son dreckiger Franzose interessiert hier doch keine Sau. Und so mancher Gast, der mit dem Service bei der Evakuierung unzufrieden war ist sicherlich froh, dass der eine oder andere Asiate aus der Crew an Board blieb (anders als der Kapitän, der zusammen mit den Ratten das Schiff als erster verlassen hat). Es kamen aber eben nicht nur Menschen um. Nein! Sogar deutsche Mitbürger sollen unter den Opfern sein. So eine Frechheit. Und gleichzeitig für die Bild und alle anderen Medien soooooo schön.

Da wird es ihnen gleich warm um die Brieftasche. Das ganze wäre keinen Fliegenschiss wert gewesen, wenn da jetzt Amis draufgegangen wären. Aber DEUTSCHE? WAU! Jetzt mal echt. Wenn das keine Schlagzeile (in tausendfacher Ausführung) wert ist.

Herzlichen Glückwunsch an Springer, RTL und den ganzen Rest.

Aber das ist ja alles so garnicht amüsant. Darum nun: Musik.

Den Kannibalen ausgeliefert


Langsam beginne ich ernsthaft zu verstehen, warum Amerikaner kein großes Interesse an Europäischen Produktionen haben. Ihnen ist das alles einfach zu fremd. Leute die komisch reden, in komischen kleinen Autos durch die Gegend fahren, Landschaften, welche sie nicht kennen, merkwürdige Städte mit kleinen Gassen , ohne Holzhäuser die beim ersten Sommergewitter zusammenklappen.. Und die Kultur bei uns ist auch anders. Es geht mir jetzt nicht um eine Wertung welche Kultur „besser“ist. Sie ist schlicht anders.

Naja. Und da hab ich diese Woche zwei Filme gesehen. Das eine war eine Folge einer Britischen Mysteryserie und das andere ein Horrorfilm aus US Produktion. In beiden Streifen wurden junge Menschen von hinterwäldlerischen Kannibalen getötet und gefressen. Soweit so gut. Kommen wir zum Kern der Sache:

Zuerst habe ich zufällig den amerkanischen Film gesehen. WOW. Ein Haufen Highschoolschüler auf dem Weg zum Campen wird abgeschlachtet. Grusel, Grusel. Ich fand den Film einfach nur schlecht und dröge. Und ich konnte mit den Charakteren nur mäßig mitfiebern. Das lag nicht daran, dass die Drehbuchschreiber sich keine Mühe gaben die Leute brutal zu Killen oder die Charaktere zu Farblos waren. Es gab sie alle.Vom Nerd bis zum Localhero waren alle dabei. Da sollte doch einer herum huschen den man mag (in meinem Fall meistens der Nerd). Aber es berührte mich nicht.

Die britische Produktion, erste Szene: Ein, ich wiederhole, EIN Mädchen sitzt im Auto und hört Mando Diao, ist in the middle of nowhere unterwegs, gerät in eine Falle und Stirbt. Dabei stellt sie sich zwar ängstlich, aber nicht dämlich an. Höchstens unbedarft. Das was man von einer 18Jährigen in so einer Situation erwarten würde. Selbst ich hätte ähnlich gehandelt. Und ich bin bedeutend Älter (und ein Mann). Im Laufe der Serienfolge wurden noch einige Menschen getötet. Aber viele überlebten. Außerdem war das ganze ne Ecke cleverer eingefädelt. Die Briten waren einfach nicht doof. Sie waren nur nicht Paranoid genug um nicht in die Fallen zu tapsen. Es gab zwar auch die typische „Frau rennt durch den Wald und schreit“ Szene. Aber selbst da war die Frau nicht ausgeliefert, nein, sie wehrte sich mit einem beherzten tritt in die (Kannibalen)eier und ballerte ihm schlussendlich die Rübe weg.

Der Unterschied zur US Produktion ist augenscheinlich: Während in der einen Produktion die Menschen einfach nur wie Schlachtvieh dahertaumeln und geradezu bereitwillig angezündet und geachtelt werden, führten die Briten einen gleichberechtigten Kampf. Zunächst unterlegen, weil überrumpelt, besannen sie sich auf ihre Stärken und gewannen.

Und der kulturelle Hintergrund? Ganz einfach. Kommen wir auf das Mädchen zurück, welche als erste den Löffel abgab: Das ist eine Situation, die durchaus nachzuvollziehen ist – für mich als Durchschnittseuropäer. Während ich mit der amerikanischen Version nichts anfangen kann. Auch mit den Einzelpersonen verbindet mich nichts. Zu stark sind die Klischees, zu stark die differieren Lebenswelten. Ich glaube, selbst wenn es eins zu eins die gleiche Szene gewesen wäre, die eine in Texas, die andere in Schottland, wäre die Englische für mich nachvollziehbarer gewesen.

Und das ist für mich ein generelles Problem. Der Schauplatz Europa, auch bei Amifilmen wie Bourne, macht für mich einen Film 1000x interessanter, weil ich mich als Europäer sehe. Und so dürfte es den Amerikanern auch gehen. Die denken sich eventuell:

Ja, das alte Europa. Das ist ja ganz nett, aber was habe ich damit zu tun?

Garten Eden


Nimmt sie nun zu oder ab, die Gewalt? Man weiß ja gar nicht mehr, was man noch glauben soll. Erstens wird einem durch die Medien vermittelt, dass die Gewalt auf deutschen Straßen, Bahnstationen und Schulhöfen steigt. An sich gibt es täglich einen Bericht. Gleichzeitig gibt es Studien, die besagen, dass die Jugendgewalt sinkt. Eine andere Studie sagt, sie steigt. In einer wieder anderen wird davon gesprochen, dass Deutsche die Haupttäter sind. Darum muss es ja auch eine geben, welche den Migranten die Schuld in die Schuhe schiebt. Dass Linksextreme laut Medienberichten inzwischen so brandgefährlich wie die RAF sind, kommt noch dazu. Dass auch rechte Gewalttaten steigen, ebenfalls.

Uiuiuiui! Was soll man da denn noch glauben? Da kann man ja nichtmal einen gescheiten Mittelwert ziehen. Oder doch?

Rechnen wir mal nach. Hmmm. Wenn man 50 Studien nimmt, die eine Gewaltsteigerung feststellen, und 50, die das Gegenteil im Fazit stehen haben. Dann wieder 50, die sagen, die Ausländer sind schuld, und wieder 50, die besagen, die Deutschen sind schuld. Das multipliziert man mit dem subjektiven Faktor „Medienberichterstattung X“ und zieht die Querwurzel der Realität aus Y so bekommt man… *Grübel*

… Null heraus.

„Auf die Fresse“ ist so was von oldschool, dass es schon fast lächerlich ist.

Mein Vater berichtete mir aus den 70ern: Damals herrschte ein Krieg zwischen Haren und Meppen. Wenn man mit seiner Moffa falsch unterwegs war, bekam man Kloppe. Damals herrschten zusätzlich Territorialkämpfe zwischen Meppenern. Fuhr man von der Neustadt aus nach Esterfeld, auch „Blutacker“ genannt, bekam man – na was wohl? KLOPPE! In der Schule ebenso. Auf dem Schulhof – von den Bullys, dann im Klassenraum – vom Lehrer.

Da mischten sich ganze Banden auf. Und jetzt ziehen wir mal einen Faden in die Gegenwart. Ausländer kloppen sich um ihren Territorialanspruch mit Deutschen, welche das auch machen. Dann sinnlose Ausbrüche der Gewalt. Ein Mann wird am Bahnsteig zu Tode geprügelt. Gab es zu meiner Jugend auch. Da wurde man in der Diskothek krankenhausreif geschlagen, weil man – hm. Weil man einfach da war. Ist mir, Gott sei Dank, nie passiert. Naja. Auf die Fresse hab ich oft bekommen, weil ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Aber ich musste, Gott sei es gedankt, nie in die Klinik. Am schwersten war immer das Ego verletzt.

Ich will hier nichts bagatellisieren oder gutheißen. Ich fand es immer schon scheiße, wenn man seinen Frust in Form von Gewalt an anderen auslässt. Und jemanden so zu vermöbeln, gar mit Waffen zu drangsalieren, dass er nie wieder der gleiche ist – oder gar tot – dazu muss ich ja wohl nichts ausführen. Ehrlich gesagt fehlen mir dazu die Worte. Da geht man mal hin und schlägt jemanden bewusstlos. Dann kommt ein „DU, DU, DU! Das machst du aber nicht noch einmal.“ Und gut is. Manchmal gibt es dann Haftstrafen, die geradezu lächerlich erscheinen. Oder Therapien bzw. (im Vorfeld, welches keines ist, denn der Samen der Gewalt wurde bereits gesät) Präventionskampagnen.

Ihr merkt, man kann es nicht richtig machen. Ob Strafe durch den Kadi oder Folter durch Sozialpädagogen. Nichts hilft. Es steckt in uns drin. Genauso wie die Tatsache, dass wir Menschen nicht glücklich sein können, aber immerzu danach streben, steckt die Gewalt in uns. Einige fressen sie in sich hinein. Einige sind weniger empfänglich für Aggressionen, andere leben sie offen aus. Aber der Mensch ist und bleibt eine verdammte Bestie. Da wird sich auch nichts in Utopia dran ändern. Heute habe ich auf der Arbeit, dank eines Kommentars von einem kleinen Jungen, mit meiner Kollegin eine Diskussion geführt, in der es darum ging, im Himmel glücklich zu sein. Ich habe gesagt: Über kurz oder lang wird der Himmel zur Hölle. Wenn man alles hat, langweilt man sich und wird unzufrieden. Er müsste schon wie eine Droge wirken, welche bestimmte Seelenareale abtötet, damit das nicht so wäre. Wer weiß, evtl. sind wir ja noch im Garten Eden, haben ihn aber dank unserer Menschlichkeit und unserem Hang zur Gewalt in die Hölle verwandelt?