Life is white and I am black


Warum macht es eigentlich so viel Spaß zwischendurch mal böse zu sein? Heute auch wieder. Ich hatte einen super Arbeitstag. Die Sonne scheint und der Rückweg geht nur im Schneckentempo voran. Das liegt nicht daran, dass ich im Stau stehe. Der Stau rollt hinter mir. Was mir wiederum völlig wumpe ist.

Ich habe es nicht eilig und es wird bei der Musik auch ordentlich mitgegrölt.. Es läuft gerade „Novocain for the Soul“ von den Eels als ich in eine Seitenstraße abbiege.

Gerade als die Stelle

Life is white
And I am black
Jesus and his lawyer
Are coming back

kommt – und ich richtig in fahrt bin – sehe ich einen Leichenwagen samt Bestatter am Straßenrand. Just bekomme ich einen totalen Lachanfall welcher einfach nicht abebben will. Und auch jetzt, in diesem Moment, muss ich wieder laut bei dem Gedanken an diese Situation kichern.

Ganz schön gemein. Vermutlich lese ich die Tage in der Zeitung, dass sich dort ein Drama abspielte und ich habe dann ein schlechtes Gewissen. Zu meinem Glück lese ich die lokalen Käseblätter nicht.

Anbei noch der Song. Ihr werdet merken das das nicht mal ein „gute Laune Stück“ ist. Trotzdem bekomme ich dabei zumindest immer ein „Wohlfühlkribbeln“.

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Eels - Novocaine for the Soul von FabCure

Bleibt die Frage warum es so viel Spaß macht manchmal politisch und menschlich komplett neben der Spur zu sein.

Wunder, oh Wunder


Manchmal wunder ich mich über mich selbst. An sich tue ich das andauernd. In diesem Fall ist es so, dass ich über Monate total antriebslos war. Als dann meine Freundin Schluss gemacht hat, brach anscheinend ein Damm. Plötzlich gehe ich alleine raus und lerne Menschen kennen. Besuche festivalartige Veranstaltungen. Ich finde mich auf coolen Funkpartys mitten im Sauerland wieder. Oder habe einfach nur die Energie einen Großputz in meiner Villa zu machen. Dinge die ich mir vornehme werden neuerdings sogar in die Tat umgesetzt.

All das war in den letzten Monaten vor dem 25 Juli undenkbar. Ich hatte schlicht und einfach keine Lust. Doch nun ist es, wie gesagt, plötzlich so, dass ich was mit meinem Leben anfange und meinen Fokus nicht mehr auf meiner Lebensabschnittsgefährtin richte. Anders kann man ja anscheinend Personen mit denen man eine „Beziehung“ eingeht heutzutage kaum nennen.

Eventuell ist das ein Mechanismus um das ganze zu verarbeiten. Denn ich will nicht behaupten das es mir super damit geht, sitzengelassen worden zu sein. Nach über 3 Jahren. Die Enttäuschung ist noch immer tief verankert. Jedoch: Wenn mein Kopf immer alles so verarbeiten würdetätärätätä, wenn emotionale Missstände vorherrschen, dann wäre ich vermutlich Millionär, weil ich plötzlich richtig ehrgeizig würde. Aber dann wäre ich mir unsympathisch…

Ich hoffe das diese Phase noch länger anhält. Gestern habe ich auch wieder bemerkt wie befriedigend es ist, den Abend in der Garage zu verbringen und ein wenig herumzubasteln. Damals, in den guten alten Zeit in Essen, verliefen viele Tage auf diese Weise. Ich habe Bilder auf Leinwände gepinselt, an meiner Wohnung gebastelt, viel gelesen und geschrieben. Manchmal gab es zwar auch Zeiten in denen ich den Arsch nicht hochbekommen habe aber auch das fand immer ein Ende.

Wollen wir da jetzt mal nicht zu viel drüber nachdenken. Denken macht viel kaputt, habe ich gemerkt. Am besten die Zeit nutzen solange es geht. Apropos geht. Ich geh erstmal in die Garage und repariere meine Curbfeeler. Ein Würfel ist abgefallen…

Autos haben eine Seele


Der Wagen ist nicht sexy. Er ist nicht besonders stark Motorisiert – gerade mal 115 PS schlummern unter seiner Haube. Er ist nicht besonders zuverlässig. Er müffelt nach Zigaretten, Duftbaum und Männerschweiß. Sein Blech rostet und er hat einen Hagelschaden. Sein Geburtsname lautet Opel Omega 2.0i. Farbe: Rentnersilber Metallic. Heute nur noch „Der Ommi“ genannt.

Warum in aller Welt fährt man so ein Auto? Die einfachste Antwort wäre „Weil ich es kann.“

Stimmt aber nicht uneingeschränkt. Man fährt so ein Auto aus anderen Gründen. Zum einen sagt er ja nicht aus, dass man sich nichts besseres leisten kann. Dieser Wagen sagt schon von vorn herein, das man ihn fährt, weil man es will. Ich liebe die Freiheit die er mir gibt. Einerseits natürlich die typische Autofreiheit, die einem jeder PKW gibt, außer welche aus englischer Produktion: Die Möglichkeit von A nach B zu kommen.

Aber er kann noch mehr. Im Vergleich zu einem Neuwagen bedeutet er 100%ige Gestaltungsfreiheit. Solange bis der TÜV kommt. Wenn ich will bemale ich ihn mit Fingerfarbe. Und das will ich oft. Wenn ich Bock habe, knalle ich halt einen neuen Aufkleber drauf. Auch wenn da schon 248 andere Sticker kleben. Notizen kann ich mit dem Edding draufkrickeln. Brauche ich eine gute Aussicht, setze ich mich aufs Dach.

Und dann das Fahrgefühl. Die Karre schaukelt beim Bremsen wie ein Schiff in Seenot. Die Nase reckt er beim Gasgeben gen Himmel. Und beides hat nicht den Ursprung in ausgelutschten Fahrwerkskomponenten. Das muss so! So stellte man sich in den 80ern eine moderne Oberklasselimousine vor. Es setzt sich im Innenraum fort. Weiche und bequeme Sessel mit Edelveloursbezug, für die Sport ein Fremdwort ist und Seitenhalt eine japanische Kunstform. Hinten eine Rückbank auf der man prima schlafen kann. So weich und kuschelig wie Omas Sofa.

Über die sehr übersichtlichen Kosten will ich hier nicht schwadronieren. Doch selbst wenn der Bock teuer wie vergoldete Trüffel im ersten Mondrestaurant wäre, würde ich ihn geil finden. Ist er aber nicht.

Außerdem bevormundet er mich nicht. Er sagt mir nicht, dass ich das Licht oder den Scheibenwischer einschalten muss. Er hat nur gut und gerne 10 Knöpfe die eine Funktion haben. Und die meisten sind lediglich für Warnblinker, Scheibenwischer und Heizung.

Außerdem hat er eine Seele. Ich behaupte einfach mal, das jedes Auto eine Seele bekommt. Sie wird ihm durch seinen Fahrer geben. Aber auch durch das Alter, durch seine Eigenheiten, Macken, und Qualitäten. Für mich ist der Wagen wie ein Freund. Ich kann mich auf ihn verlassen. Ich leide mit ihm wenn er kränkelt und versuche ihm zu helfen. Zwischendurch beschenke ich ihn. Und ich kann mich meistens auf ihn verlassen. Halt wie bei einem menschlichen Freund.

Ergo haben auch Neuwagen eine Seele. Nur wer mag schon Leute, die dauernd klugscheißen, herum jammern, alles besser wissen, einem ins Wort fallen, zudem noch zickig sind, einem das Geld bei jeder Gelegenheit aus der Tasche ziehen und keine Nehmerqualitäten haben. Dabei aber aussehen wollen wie frisch aus dem Fitnesscenter und dabei in Wirklichkeit, bei aller Fahrwerkshärte und Korsettsitzgarnituren, total übergewichtig sind. Auch optisch. Einzelne dieser Makel wären ganz OK. Ja sogar Sympatisch wenn sie aufgewogen werden durch positive Attribute. Aber in der Masse macht es ein Auto einfach unausstehlich. Genau wie einen Menschen.