Ich lese


Da liest man viel. Den ganzen Tag an sich. Man liest auf der Arbeit. Zunächst die Neuigkeiten in meinem Postfach. Ganz analog. Als erstes ne Nachricht von Chef. „Hallo. Du musst heut Mittag in die Villa fahren und dort aushelfen.“

Hmhm. Muss ich das? Und wer zahlt den Sprit? Die Stadt? Wohl nicht. Aber Dienstanweisung ist Dienstanweisung. Also nehme ich es hin.

Nächster Brief. Mit krakeliger Kinderschrift, einige Buchstaben spiegelverkehrt, steht dort mein Name und der Name des Kindes. Dazu ein verbeultes, von Kinderhand gemaltes Auto. Es erinnert mit viel Fantasie an Pavel. In dem Auto sitzt ein Strichmännchen mit Hut und einem dicken Grinsen. Die Künstlerin hat auch ein paar Noten neben das Fahrerfenster gemalt. Ziemlich eindeutig die Szene. Ich freue mich. Weil das Kind sich so viel mühe gemacht hat und explizit ein an mich gerichtetes Kunstwerk geschaffen hat. Aber noch viel mehr bin ich von Stolz erfüllt. Zugegeben. Ich bin es auch aus Eitelkeit. Es ist schön zu sehen, das man den Kindern Freude macht und ihren Alltag bereichert. Sonst würden sich die Kinder nicht solche Mühe machen. Dafür quält man sich ja morgens aus dem Bett. Aber ich bin auch stolz auf die Urheberin. Denn meinen Namen konnte sie bis dato noch nicht schreiben. Und die künstlerische Fähigkeit ist mehr als altersentsprechend entwickelt. Außerdem sieht man, dass mit viel mehr Gewissenhaftigkeit vorgegangen wurde als sonst üblich. Fein, fein.

Nächster Brief. Wieder vom Chef. „Hallo. Musst doch nicht zur Villa. Gruß, dein Chef.“

Brief eins und drei werfe ich in den Müll. Den Tag über begleiten mich noch zahlreiche Post-It’s, Bilderbücher und Entwicklungsberichte. Außerdem eine Einkaufsliste und anderer Kram.

Man kommt nach hause. PC an. Kaffeemaschine an. Anlage an. Musik an. Browser an. Fusselforum an. Facebook an. SZ an. Thunderbird an. Zigarette an.

Woar. Die einzigen die mich nicht mit Infos zuballern sind meine Freunde Kaffeemaschine und Kippe. Also Musik wieder aus. E-Mails wieder aus. Achja. E-Mail. Da gab es doch noch richtige Post. Im Briefkasten. Ganz analog und so. Aber ich habe angst vor meinen Briefkasten. Neulich wurde ich von einem Kind gefragt wovor ich angst habe. Da antwortete ich ohne zögern „Vor meinem Briefkasten.“

Meistens ist da eh nur Spam drin. Ganz analog. Aber dazwischen drängeln sich auch fiese Rechnungen. Dabei müsste ich keine Angst haben. Aber wer will sich schon mit schlechten Nachrichten belasten? Ich nicht. Also bleibt der Kasten wie er ist. Voll.

Achjaa. Und dann kommt das Infos filtern. Was ist wichtig? Was nicht? Tendenziell lese ich erst das wichtigste – oder das was ich dafür halte. Dann liest man dieses und jenes. Und andauernd denkt man, dass man dazu auch noch etwas beitragen könnte. Also trägt man immer weiter zur Datenvermüllung bei. Wir Menschen sind halt ein soziales Völkchen. Und zum sozialen Leben gehört Kommunikation. Ameisen machen das über Hormone und son Kram. Bin ja kein Biologe. Aber so ähnlich war das glaube ich. Wir Menschen machen das über Pheromone, Hormone, Mimik, Gestik, das gesprochene Wort und das geschriebene Wort. Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit der Kunst und all ihren Spielarten. Oder Codes. Und so weiter. Wir sind halt ein soziales Völkchen, wir Menschen. Und so kompliziert.

Und dann liest man. Und dann denkt man wieder das man dazu etwas beitragen könnte. Allzu oft kann man nichts beitragen. Man kann nur als anonymer Nickname einen Kommentar abgeben und bildet sich ein damit etwas bewirkt zu haben. Aufmerksamkeit geschunden? Provoziert? Unterhalten?

Kann egal sein. Und dann kommen an manchen Tagen Blockaden. Was macht es aus das ich jetzt was schreibe? Bringt mir eh wenig. Und vor allem trägt es zu alldem rein gar nichts bei. Außer zu noch mehr vom bereits erwähnten Datenmüll. Und was macht man? Man schreibt. Man schreibt trotzdem. Nur damit ein anderer nach hause kommt. PC an, Kaffeemaschine an. Den ganzen anderen Müll an.

Ich gehe jetzt ins Bett. Freue mich auf die Arbeit und das ich dort etwas mit Sinn mache. Dann lese ich noch etwas in meinem neuen Buch. Ganz analog. Ganz für mich. Ganz ohne Sinn.

Wie ein Kuss vom Tod


Natürlich gibt es ihn noch, den Blog. Klar habe ich ihn vernachlässigt. Aber was solls? Ich hab halt im Augenblick wenig Lust zu schreiben. Als säße da ein schwarzer Vogel auf meiner Schulter, welcher mir, frech wie er ist, jedes mal in den Hirnhaut pickt wenn ich eine Idee für einen Text habe.

*Wartet ich muss mal eben einen Kaffee kochen, bin gleich zurück.*

Ich war die letzten Wochen allerdings auch kaum unterwegs und hatte keinen Input. Klar telefoniere ich oder Chatte über soziale Netzwerke. Aber kann das ernsthaft echte soziale Kontakte ersetzen? Ich glaube nicht.

Das ich nicht unterwegs war hatte einen banalen Grund: Dauerkrank und trotzdem Arbeiten. Jetzt bin ich letzten Endes doch zuhause geblieben. Auf dringenden Rat meines Arztes. Und das ist gut so. Ich hoffe das ich dadurch in den nächsten Monaten endlich mal wieder ein Wochenende habe an dem ich nicht entweder total übermüdet oder verseucht bin.

Inzwischen habe ich auch knapp zwei Tage nicht geraucht. Will ich aufhören? Nein. Es raucht sich nur so schlecht mit verdacht auf Lungenentzündung. Jetzt knabber ich die ganze zeit an Stiften herum. Ich hab auch Nikotinkaugummis hier. Aber ich brauch nicht das verdammte Nikotin (na gut, ich brauche es), am schlimmsten sind diese verfluchten Rituale.

Aufstehen, Kaffee holen, hinsetzen, einen Schluck nehmen, Kippe an. So sieht es doch aus, verdammt. Und im Moment stelle ich fest, dass ich eine ganze Menge dieser Rituale hatte. Beispielsweise jedes mal wenn ich einen Ladebalken sehe. Dann hab ich den Impuls eine Zigarette zu nehmen. Ich greife jedoch ins leere. Zwischendurch bin ich geschockt. Manchmal lache ich mich aus. So nach dem Motto: „Ha, du Trottel. Die Schachtel ist schon drei Tage leer. Du lernst es auch nie, was?“

Ich hab mich sogar dabei erwischt wie ich den Deckel vom Ascher abgeschraubt habe. Ich hab mich dann raus geredet. Ich wolle nur gucken wie voll er ist. Und nicht nach gut erhaltenen Stummeln jagen. Schließlich habe ich dann zu mir gesagt das ich den Aschenbecher ausleeren müsse. Was ich dann auch kleinlaut gemacht habe. Man wird ja nicht gerade gerne bei moralisch verwerflichen Handlungen erwischt.

Ich schreibe absichtlich so als wäre ich ein Schizo. Der Grund: Im Moment komme ich mir so vor. Junky vs. Spießer. Was dem Spießer in mir im Moment aber sehr hilft, ist das ich krank bin. Das ist ja auch der Grund warum ich nicht rauche. Jeder Zug an einer Zigarette fühlt sich tatsächlich an wie sich Zigaretten anfühlen sollten: Wie ein Kuss vom Tod.

Kippen, Tapes, die Straße und Weihnachten


WOW! Ich hab das Weihnachtsfeeling. Hätte nicht gedacht, dass ich das dieses Jahr noch so ausgeprägt bekomme.

Allerdings nicht wegen der Geschenke. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich welche bekomme. Aber scheiß drauf. Ich freue mich viel mehr darauf aufzubrechen. Abgesehen davon ist es dunkel und kalt. Von Minute zu Minute zieht der Himmel mehr zu. Total geil und das ORIGINAL Emsland Weihnachtswetter – wie man es aus seiner Kindheit kennt. Ohne Schnee. Dafür mit faustgroßen Regentropfen! Und ich bin noch im Sauerland, wo Schnee im Winter die Regel ist. Wie geil wird das dann erst im Emsland? Es könnte am 25. dann noch so was von Frieren, dass die ganze Gegend komplett von einem weißen Eispanzer überwuchert wird. Und fertig wäre Weihnachten 1984 bis 2006.

Ich steigre meine Vorfreude gerade dadurch, dass ich ein neues Tape aufnehme. Seite A mit tollen neuen Liedern, welche mein Leben in den letzten Monaten bereichert haben und Seite B mit ollen Kamellen aus der guten alten Zeit. Dass ist das, wofür dieses Jahr Weihnachten steht. Tradition und Neues. Ich bin gespannt.

Allerdings muss ich immer noch packen. Ich muss zum Beispiel an mein Handyladegerät denken. Das hab ich im letzten Jahr nie gebraucht, weil ich entweder nicht lange genug weg gewesen wäre um es zu benötigen oder mich in einem Umfeld aufhielt, in dem es Telefone und Internet im Überfluss gab. Doch nun bin ich endlich mal wieder on the Road. Und der ADAC will ja auch angerufen werden können. Wollen wir mal nicht hoffen, dass das eintritt.

Außerdem noch meine MAD MAX Sammelbox, die Geschenke, Digicam + Ladegerät und Klamotten für verschiedene Anlässe. Was aber nicht so hochgestochen ist wie es klingt. Einfach ein paar ältere Klamotten einpacken und dazu noch ältere und kaputtere für körperliche Arbeit. Es geht unter anderem in die Firmenzentrale. Bamako Motors wartet.

Doch nun muss ich loslegen.

Haltet die Ohren steif, die Kotflügel da wohin sie gehören und lasst euch reichlich beschenken. Wer mir was gutes tun will schenkt mir bunte Kabelbinder und Gaffatape. WD 40, Kippen oder Bremsenreiniger wären auch eine Option.

Bleibt mir auch im nächsten Jahr gewogen!

Einmal Kaboom mit Apokalypse bitte


(Inspiriert durch Facebook)

Was würdet ihr tun wenn am 21.12.2012 tatswahrhaftig und jetzt voll echt die Welt untergeht?

In erster Linie vermutlich sterben. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass ausgerechnet ICH den Weltuntergang überlebe. Und wenn dann will ich das gar nicht unbedingt. Auch wenn ich ein Eigenbrötler bin, stelle ich mir das ziemlich anstrengend und langweilig vor. Ok. Kommt ganz darauf an wie die Welt untergeht. Wenn ich danach noch einige nette Leute kenne die ebenfalls überlebt haben (unter denen sollten auch schicke Chicas sein), und ich mich nicht Tagtäglich mit Kannibalen herumärgern muss, es noch genug Restsprit gibt und ich freien Zugriff auf coole Autos habe, könnte ich bestimmt damit Leben.

Hmm. Aber ich glaube die Frage zielt eher drauf was man VOR dem Weltuntergang alles noch so schönes machen könnte. Zja. Und da kommen wir zum Haken an der ganzen Sache. Würde die Welt untergehen und wir wüssten es bereits JETZT, dann ginge als erstes unsere Zivilisation unter.

Also schränkt das dann doch ein g a n z kleines bisschen die Optionen ein. Dinge wie

„Ich möchte unbedingt mit der Velo Solex die Route 66 runterbraten und das Gefühl von Freiheit erleben.“

wären wohl eher unrealistisch. Wie soll man seine Solex und seinen Arsch ins Amiland bekommen, wenn die Wirtschaft zusammengebrochen ist? Und schafft man es doch, stellt man schnell folgendes fest:

Dann stehst du ein paar 1000 Kilometer lang in einer Karawane aus knatternden Moppeds und blubbernden Autos mitten in der kalifornischen Wüste. Da is nix mit cruisen. Da kannste dann Campen. Denn du bist sicher nicht der einzige der diese gloreiche Idee hatte.

Oder Wale streicheln. Pfffff. Auch das kannste streichen. Überhaupt. Was ist das für ein blöder Einfall? Das kann doch nur wieder von verballerten Umweltspinnern kommen. Man stelle sich nur die armen Wale vor. Mit wund gescheuerter Haut. stellenweise durchgerieben bis aufs blanke Fleisch, nur weil noch ein paar 100000 Wahlfreaks einen ihrer Lieblinge liebkosen wollten.

Und all die anderen Dinge. Das schiere Chaos bräche aus. Da denkt sich der nette Familienvater dann auch:

„Ach, in einem Jahr geht die Welt unter? Das ist ja super. Dann kann ich bis dahin noch ein paar Jungfrauen rapen. Das macht ja jetzt auch keinen unterschied mehr.“

Besser für uns alle wäre ein plötzlicher Weltuntergang. Denn die Menschheit ist zu dumm um mit dem Wissen umgehen zu können, dass bald Ende im Gelände ist. Einzelpersonen können das schaffen. Wenn man unheilbar krank ist zum Beispiel. Da schafft es unsere Psyche oft mit umzugehen. Aber die Zivilisation als ganzes? Nö. Das wird nichts.

Also bleibt uns nur eines: VOR dem tatsächlichen Weltuntergang eine Herberge suchen, in der wir BIS ZUM Weltuntergang vor dem Wahnsinn der Menscheit sicher sind. Unsere Liebsten (Hund, Katze, Wal oder Freund/Freundin/Familie) in seinem Arm halten, einmummeln und dann die Show genießen.

Einmal Kaboom mit Apokalypse bitte.