Glocken


Ich hab ja nichts gegen wohlgeformte Glocken. Die sehen echt schön aus. Manchmal auch die größeren Exemplare. Aber wenn die erstmal anfangen zu läuten, ist bei mir alles vorbei. Ich bekomme den Hass.

 

Was denkt sich die katholische Kirche eigentlich? Das ich dankbar dafür bin, das die mich an Sonn- und Feiertagen ungebeten wecken? Fahrt zur Hölle mit eurem Krach. Das hält ja kein Mensch aus. Kaum habe ich vergessen das Fenster zu schließen, zwischen Jalousie und Fenster 5 Kubikmeter Styropor zu stopfen und dann dummerweise auch kein Ohrenstöpsel zur Hand habe, stehe ich aufrecht im Bett wenn da son Kirchenrowdy die Glocken in seinem Riesenphallus anwirft. Wäre das hier nicht so eine verfluchte Kleinstadt würde ich mal mitten in die Messe platzen, Hells Bells anwerfen und ohne Worte wieder gehen. Aber das tut man ja nicht. Statt dessen falle ich immer wieder auf die trügerische Ruhe rein.

 

Das verrückte ist, dass ich das System – was ja offensichtlich vorhanden sein muss – nicht richtig durchschaue. Ich setze mich zum Beispiel Sonntagnachmittags zwischen 16 und 17 Uhr nicht auf den Marktplatz, um ein Spaghettieis zu verputzen. Denn ich weiß: sobald die Bestellung da ist, fängt es an zu bimmeln. Und zwar exakt bis zu dem Zeitpunkt, an dem mein Eis entweder geschmolzen oder vertilgt ist. Beides dauert 20 Minuten. Jaha. Da hab ich gedacht „Sei schlau, geh eher.“

 

Was hab ich davon? Es bimmelt. Offensichtlich machen diese Kirchennazis an manchen Sonntagen noch Extragottesdienste.

 

Ich sehe aber auch nicht ein, wegen der Kirche noch zusätzlich neben dem Wetterbericht (die Rollläden sind ja zu, so sehe ich ja nicht welches Wetter gerade vorherrscht), noch die Gottesdienste zu studieren, damit ich mal in ruhe ein Eis essen kann.

 

Außerdem löst das Studium des Ruhestörungsdienstplanes ja nicht das Problem mit dem Wecken. Da bleibt mir nur die hermetische Abschottung von der Außenwelt. Was schade ist, denn ich mag Tageslicht in vernünftigen Mengen.

 

Die Autos die hier vorbeifahren stören mich nicht. Das ist wie Meeresrauschen für mich. Auch die Menschen welche auf und ab flanieren sind kein Ding. Aber diese Glocken. Ich Frage mich warum das nicht hochoffiziell unter Ruhestörung fällt. Die Spießer hier regen sich über alles auf. Die Hecke ist zu hoch. Das Auto zu dreckig. Die Musik zu laut. Aber die Glocken sind okay? Hmm. Da stimmt doch was nicht im Staate Belgien.

Best of „MSO“ Teil 3 – Heute: Staatlich verordnetes Speiseeis


Man Muss ja nicht immer alles wegwerfen. Wie immer gibt es einen meiner Lieblingsartikel von meinem alten Blog.
07. Juli 2009
Schlagzeile im Spiegel oder Süddeutsche. Weiß nicht mehr genau:
Bischof Huber sieht Krise als Bibel-Prophezeiung
ICH LACH MICH TOT! Also wenn man will, kann man ja auch im Kaffeesatz Hinweise für den nächsten Weltkrieg oder den Verbleib alter Socken finden. Ich verstehe nicht, wie man so einen Humbug ernst meinen kann.Heute morgen auf WDR 5 hatten die Kirchen, wie jeden Morgen, die Möglichkeit mein Hirn zu f…..en. Diese Woche war da ein Pastor der täglich Vergleiche zwischen Glauben und Steinen gezogen hat. Schäfchen (also wir) wurden zu Steinen, Gemeinden zu Häusern. Gott zum Fels in der Brandung und so weiter. Und jedes Mal komme ich gerade aus der Dusche, wenn sich diese geistlichen Ergüsse aus der Box meines Weckers quetschen. Ich bin also nass und nicht in der Lage mal schnell das Dinge auszumachen. Würde eh nicht lohnen, weil der Kirchenquatsch immer vor den Nachrichten kommt. Und die will ich ja hören!Naja, danach hab ich heute erstmal meinen „Achtung:Wichtig!-Ordner“ aufgeschlagen und nen Brief vom Arbeitsamt rausgefischt. Dieser prophezeite mir einen Besuch im Raum 12015 um 10/45. Vorher noch mal schnell drei Stunden arbeiten, und verschwitzt auf dem Amt ankommen. Ich tröstete mich damit, dass die Leute im Jobcenter vermutlich auch nicht so gut aussehen würden. Das taten sie dann auch nicht. Nach der Eingangstür begann die Schlange. Sie war schwarz, bunt, gold. Kenner wissen: Ed-Hardy ist gemeint. Also, das war vermutlich die größte Ansammlung Klamotten dieser Marke, die jemals außerhalb des Ed-Hardy-Zentrallagers gesichtet wurde. Schreckliche Phantasien zischten durch meinen Kopf.-Was ist, wenn das die Arbeitslosenuniform ist, um uns zu brandmarken. Ähnlich wie ein gelber Stern. Dann müsste ich auch bald so grenzdebil rumlaufen. Scheiße. Und jeder wüsste, dass ich arbeitslos wäre. So würde ich nicht leben können! Außerdem hätte ich dann allen Unrecht getan, die ich jemals wegen dieser Klamotten ausgelacht habe. Nein, nein, nein. Soll ich rausgehen? Auf Stütze verzichten? Lieber verhungern? Abnehmen musst du ja eh. Oh ja, das Hemd spannt ganz schön. Bald seh ich so aus wie diese fiesen fetten Harzis auf RTL2. Oh Mann, ist das heiß. Eis wäre nicht schlecht. Warum gibt es hier kein subventioniertes Eis, wenn es schon Uniformen gibt? Halt! Kein Eis. Dann wirst du noch fetter. Das wollen die doch nur. Lehn das Eis ab!-

Völlig verwirrt stand ich in der Schlange und merkte gar nicht, dass ich inzwischen der Erste war. Vorsichtig ging ich die paar Schritte zum Terminal. Die Frau schaute aufmunternd. Und keiner versuchte mir Eis in die Hand zu drücken. Soweit so gut. Machen wir es kurz. Ich wurde nach oben geschickt, wo eine unglaublich nette und geduldige Frau in einem Büro auf mich wartete. Sie versicherte mir mehrfach, dass es keine Arbeitslosenuniform gäbe und auch keine Speiseeissubventionen. Ich bin erleichtert, obwohl ich insgeheim doch etwas traurig wegen dem Eis bin.

Jetzt bin ich komplett aufgenommen beim Amt. Hab ne eigene Akte, bin informiert, wie ich welche Subvention nutzen muss und dass es ein oder zwei Schlupflöcher gibt, die man zur persönlichen Bereicherung nutzen könnte, wenn man wollte. Das will ich aber garnicht. Ich will Arbeit. Schon alleine, damit ich jeden Morgen einen Grund habe, pünktlich zur Morgenandacht im öffentlich rechtlichen aus der Dusche zu stolpern und mich zu ärgern!